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Friedensplatz
von Elmar Pichler Rolle
Liebe Mitbürgerinner und Mitbürger!
Das Referendum kostet 350.000 Euro. Das ist viel Geld und man hätte es sich ohne weiteres
sparen können. Die Bozner Stadtverwaltung wollte das Referendum nicht. Dieses wurde
vielmehr von den Parteien der italienischen Rechten angezettelt. Der Grund: Alleanza
Nazionale akzeptierte die demokratische Entscheidung des Bozner Gemeinderates nicht, der
im November 2001 mit deutlicher Mehrheit beschlossen hatte, den Siegesplatz in
Friedensplatz umzubenennen und somit einen Schlußstrich unter einen seit vielen
Jahrzehnten schwelenden Streit zu ziehen.
Selbstverständlich gibt es wichtigere Probleme und 350.000 Euro sind viel Geld. Doch
wieviel hätten unsere Großväter wohl bezahlt, wenn man sie nur hätte abstimmen lassen?
Sie wurden aber gar nicht erst gefragt, weil die faschistische Diktatur keine freie
Meinungsäusserung geschweige denn Wahlen zuließ. Wir sind es sowohl unseren Vorfahren
als auch unseren Kinder schuldig, an diesem Referendum teilzunehmen und mit Nein zu
stimmen.
Die Entscheidung für den Namen Friedensplatz fiel nach langen Verhandlungen unter
Einbeziehung aller Parteien. Welcher Name wäre geeigneter gewesen? Wollen wir nicht alle
den Frieden - in der Familie, am Arbeitsplatz, im Freundeskreis, in der eigenen Stadt, in
der Heimat, in Europa, auf der ganzen Welt?
Gewiß, steht der Name Friedensplatz im diametralen Widerspruch zum Denkmal. Ein
Siegesdenkmal am Friedensplatz? Aber genau das ist es: das Denkmal steht für die
Vergangenheit eines diktatorischen Regimes, die Realität rund um das Denkmal ist längst
eine andere. Die Menschen in dieser Stadt und in diesem Land wollen miteinander in Frieden
leben.
Wer sich an den Namen Siegesplatz klammert, klammert sich ans Siegesdenkmal und wer sich
ans Siegesdenkmal klammert, der klammert sich an die düsteren Zeiten eines faschistischen
Regimes. Das kann und darf nicht sein.
Etliche Bürgerinnen und Bürger haben angedeutet, daß sie zur Wahl am liebsten gar nicht
hingehen würden. Gerade das wäre eine fatale Entscheidung. Wenn wir das Referendum auch
nicht gewollt haben, so müssen wir dennoch die Chance ergreifen, die es uns bietet,
nämlich ein Kapitel der Südtiroler Geschichte abzuschließen. Es liegt allein in unseren
Händen.
Wie dramatisch waren doch die 60er und 70er Jahre und wie sehr hat sich unser Bozen in den
letzten Jahren gewandelt: wir sind offener geworden, sind jetzt auch Universitätsstadt,
sind Partnerstadt der großen europäischen Jugendorchester. Es blüht und gedeiht ein
Pflänzchen namens Hoffnung. Wir dürfen es nicht zulassen, daß dieses Pflänzchen am 6.
Oktober umgetreten wird durch Wiedereinführung des Namens Siegesplatz.
Gehen Sie daher bitte zur Wahl und stimmen Sie mit Nein - für eine friedliche Zukunft in
unserer Stadt!
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