Sprachkenntnisse sind kein Privileg einiger weniger, sondern werden heute von jedem gebraucht. Die Schule müsse sich daher bemühen, den Schülern eine Sprachbildung zu vermitteln, die ihnen einerseits hilft, in der Heimat zu leben und zu arbeiten und sie andererseits dazu befähigt, sich als Bürger Europas auch über die alten Grenzen hinaus sicher zu bewegen , so Bildungslandesrätin Kasslatter Mur.
Die Landesrätin hat der Landesregierung dazu ein Maßnahmenpaket vorgelegt, welches Sprachförderung und Sprachkultur an Südtirols Schulen stärken soll. Die Vorschläge betreffen in erster Linie das Erlernen der Hochsprache, aber auch den Italienisch- und Englischunterricht sowie den Sprachunterricht für Kinder von Ausländern.
Wie Kasslatter Mur betont, werde das Prinzip der muttersprachlichen Schule in Südtirol mit den genannten Maßnahmen in keiner Weise in Frage gestellt, zumal eine Stärkung des Hochdeutschen geplant ist. Auch spreche nichts dagegen, zeitgleich die Motivation zum Zweitspracherwerb zu steigern. Zur Sprachbildung könne allerdings auch die Öffentlichkeit beitragen, indem sie diese wichtige Aufgabe nicht ausschließlich als schulischen, sondern als gesamtgesellschaftlichen Auftrag betrachtet und fördert.
Immer wieder gäbe es, so die Landesrätin, Klagen über mangelnde Hochsprachkompetenz. Gleichzeitig würde bemängelt, dass gerade in der Peripherie kaum Möglichkeiten bestehen, außerschulisch die zweite Sprache einzuüben. „Für die deutsche Minderheit in Südtirol ist es deshalb unabdingbar, dass auf Sprachgebrauch und Sprachunterricht besonderer Wert gelegt wird, denn nur ein vertieftes Sprachbewusstsein ermöglicht Identität und somit auch kulturelle Weiterentwicklung - Mein Maßnahmenkatalog setzt genau an diesem Punkt an“, so die Bildungslandesrätin Kasslatter Mur. In Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Zürich soll binnen dieses Jahres ein Sprachenkonzept erarbeitet werden, welches sich auf Lehrpläne, Stundentafeln und Schulbuchinhalte auswirken und eine kohärente Sprachenlehre für die deutsche Schule gewährleisten soll. Das Konzept soll auch als Grundlage für die Lehrerausbildung an der Universität in Brixen dienen.
Das Landesschulamt und das Pädagogische Institut erarbeiten derzeit ein Sprachenportfolio nach europäischem Muster, in welchem Schüler ihren schulischen und außerschulischen Spracherwerb festhalten.
Am Pädagogischen Institut wird zudem ein so genanntes „Haus der Sprachen“ angesiedelt: Dort werden Lehrer, Schüler und Eltern bei der Förderung der muttersprachlichen Kompetenz und beim Sprachenlernen beraten und unterstützt. Lehrende und Lernende können über Sprachunterricht nachdenken, neue Lernformen kennen lernen, Unterrichtsmaterialien ausleihen und diese unter fachkundiger Anleitung auch selbst herstellen.
Kindergärtnerinnen und Grundschullehrer sollen in Lehrgängen lernen, die Sprachentwicklung von Kindern besser zu verstehen, kompetent zu begleiten und Sprachstörungen sowie Lese- und Schreibschwierigkeiten zu beheben. Besondere Unterstützung sollen die Kindergärten und die Grundschulen in den zweisprachigen Gebieten erhalten.
Für die Kenntnisse der Hochsprache sollen Standards festegelegt werden, nach denen der Lehrer seinen Unterricht ausrichtet.
Auch die Eltern sollen beim Vermitteln ihrer Sprache an ihre Kinder unterstützt werden.
Im Maßnahmenkatalog der Landesrätin ist auch vorgesehen, die Motivation zum Zweitspracherwerb zu steigern, Lernbedingungen zu optimieren und die Sprechzeit der Schüler in der Zweitsprache zu erhöhen. „Denn wer Sprache gut beherrscht, mischt weniger, so Kasslatter Mur. Auch für den Italienischunterricht werden Standards festgelegt, die Ausbildung von Lehrer verbessert und Schalterdienste für Junglehrerinnen vor allem in der Peripherie eingerichtet. Der Unterricht des Italienischen ab der 1. Klasse soll in kurzen Lerneinheiten, in mündlicher und handlungsorientierter Form erfolgen. So lernen Kinder leichter das Lautungssystem und die Satzmelodie der anderen Sprache.
„Entgegen anders lautenden Meinungen und Kritiken wird mit den aufgezählten Maßnahmen oder Vorhaben das autonomiestatutarisch verankerte Prinzip der muttersprachlichen Schule in Südtirol in keinster Weise gefährdet“, unterstreicht die Landesrätin. „Italienisch wird an unseren Schulen als Sprachunterricht im Ausmaß von zwei bis sechs Wochenstunden erteilt, der übrige Unterricht im Ausmaß von insgesamt 25-38 Wochenstunden erfolgt ausschließlich in der Muttersprache Deutsch“, erklärt die Bildungslandesrätrin. Das Grundgerüst der deutschen Schule werde also nicht angetastet, so Kasslatter Mur abschließend.
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